Zuerst Allgemeines
Bei richtig eingestellter Zündung
und sauber eingestellten Vergasern springt eine RD250/400 nach dem ersten, spätesten
dem zweiten Kick an (Tatsache!). Bei warmen Motor bzw. warmen Aussentemperaturen
ohne Kaltstarter und das Gas ein klein wenig öffnen, dann Motor starten.
Eventuell ein oder zwei Mal kurz mit dem Kaltstarter dazu und den Motor kurz
etwa eine Minute laufen lassen. Wenn der Motor Gas annimmt, losfahren. Bei kaltem
Motor (erster Kick ohne Kaltstarter erfolglos) den Kaltstarter eindrücken,
den Gasgriff geschlossen lassen und den Motor starten. Ohne Gas den Motor etwa
eine Minute laufen lassen und dann den Kaltstarter wieder herausziehen und losfahren.
Am Anfang eventuell ein paar mal immer kurz mit dem Kaltstarter dazu, bis der
Motor sauber läuft. Nie unnötig mit betätigtem Kaltstarter herumfahren,
der Motor versäuft sonst und die Zündkerzen verrussen unnötig.
Grundsätzlich gilt, den "kalten" Motor nicht unnötig quälen
- auch ein Zweitakter muss, wenn auch nur kurz, warmgefahren werden!
Wichtiges
Wenn man einer der diversen Schläuchen am Vergaser abzieht, immer
den Schlauch selbst, nie den eingepressten Stutzen herausziehen! Diese Röhrchen
sind mit "Nullspiel" eingepresst. Durch mehrmaliges herausziehen und
hineinstecken fangen diese zu wackeln an, sie halten und vor allem dichten dann
nicht mehr. Reperatur ist dann nicht mehr möglich!
Ebenso gerne
werden beim Wiederzusammenbau irgendwelche "unwichtige" Schläuche
vergessen oder gar falsch zusammengesteckt. Zwar sind die vier überlaufschläuche
der Vergaser für die Funktion des Vergasers selbst unwichtig, aber beispielsweise
der Verbindungsschlauch vom Kaltstarter zwischen beiden Vergasern oder die beiden
"Entlüftungsschläuche" von den Schwimmerkammern hoch zum Luftfilterkasten
sind zur Funktion unerlässlich.
Immer wieder fällt der "Anfänger"
darauf ein: Nach dem Zerlegen und Reinigen der Vergaser werden beide Gasschieber vertauscht
eingebaut. Die abgeschrägte Seite (Gasschieber-Ausschnitt) muss in Richtung
Luftfilter zeigen!
Gasschieber-Ausschnitt immer in Richtung Luftfilter! |
Verbindungsschlauch vom Kaltstarter (5) und die beiden Belüftungsschläuche (7) hoch zum Luftfiltergehäuse (6) sind sehr wichtig |
Ebenso gerne übersehen
eine verstopfte Tankentlüftung. Das öffnen des Tankdeckels bei laufendem Motor
bringt einen durchschlagenden Erfolg. Das kleine Loch innen mittig am Tankdeckel
mit Druckluft durchblasen.
Gaszug auf richtiges Spiel
und die Vergaser auf Synchronisation einstellen
Die beiden Schrauben von den
Einstellöffnungen des rechten und linken Vergasers abnehmen. Auf die Unterlegscheiben
aus Aluminium achten! Den Gasdrehgriff voll aufdrehen.
Markierung an den Drosselschiebern |
1-Einsteller, 2-Sicherungsmutter |
Danach die Markierungen an den Drosselschiebern der beiden Vergaser auf
die gezeigte Position einstellen.
1) Sicherungsmuttern am Einsteller am Gaszug lösen.
2) Durch ein- oder ausdrehen der Einsteller sind die Drossselschieber auf die
gleiche Position einzustellen.
* Diese Einstellung sowohl bei niederem wie bei Vollgasstellung
kontrollieren. Weichen beide Stellungen voneinander ab, so läuft der Gaszug
nicht synchron. Mögliche Ursachen: Unterschiedliche Bogenradien, verdrehte
Einzelzüge des Gaszuges (Die Gaszüge müssen ab Verteiler unter
dem Tank sauber und parallel verlaufen), geknickter Innenzug (Zug spannt sich
erst, bevor der Gasschieber hochgezogen wird), Fehler im Gaszugverteiler unter
dem Tank.
3) Danach die Sicherungsmuttern wieder festziehen.
Anschliessend Gasdrehgriff schliessen und wieder vollständig öffnen.
Den Gasdrehgriff in dieser Stellung festhalten und die Position der beiden Gasschieber
prüfen.
Die beiden Verschlussschrauben am Vergasergehäuse wieder einschrauben;
die Aluminiumdichtscheiben nicht vergessen.
Abschliessend das Leerlaufspiel am Gasdrehgriff prüfen. Falls eine
Einstellung erforderlich ist, die Sicherungsmutter am Einsteller lösen
und den Einsteller drehen. Anschliessend die Sicherungsmutter am Einsteller
wieder festziehen.
1-Einsteller, 2-Sicherungsmutter
Achtung: Wurde der Gaszug in irgendeiner Weise verstellt, muss die korrekte Einstellung der Gaszugbetätigung an der ölschmierpumpe überprüft und eventuell korrigiert werden!
Leerlaufeinstellung einstellen
Startet das Motorrad nur unwillig,
ist der Kaltleerlauf unruhig und lässt sich der Motor nur mit überhöhter
Standgasdrehzahl am Leben halten, patscht der Motor im Schiebebetrieb kräftig
in die Auspüffe oder stirbt der Motor beim Gasgeben sogar ab, kann möglicherweise
eine Neueinstellung des Leerlaufsystems Abhilfe schaffen. Hierbei gilt
- spontanes absterben im Leerlauf bei warmen Motor
- schlechtes starten ohne Kaltstarter auch bei warmen Motor
- Auspuffpatschen
- schlechtes ansprechen bei beschleunigen aus Standgasdrehzahl
- zu helles Zündkerzenbild im Standgasbetrieb
auf zu magere Einstellung und
- russender Leerlauf bei warmen Motor
- träges beschleunigen
- schwieriges starten und sehr empfindliches Verhalten auf den Kaltstarter
- zu dunkles Zündkerzenbild im Standgasbetrieb
auf eine zu fette leerlaufeinstellung hin.
Die Leerlauf-Luftregulierschraube und die Drosselanschlagschraube sind
voneinander getrennte Einstellungen. Sie sollten aber zusammen vorgenommen werden.
1-Leerlauf-Luftregulierschraube
2-Drosselanschlagschraube
Die Leerlauf-Luftregulierschraube befindet
sich an jedem Vergaser auf der linken Seite in der Nähe des Luftfilteranschlusses,
beim rechten Vergaser also an der Innenseite des Vergasers. Die Leerlauf-Luftregulierschraube
eindrehen, bis sie leicht aufsitzt; danach laut folgender Liste wieder herausdrehen.
Linke und rechte Leerlauf-Luftregulierschraube |
||
RD250(C/D/E) |
Normale Gebiete |
1 1/4 Umdreh. heraus |
Hochland |
1 1/2 Umdreh. heraus |
|
RD400(C/D/E) |
Normale Gebiete |
1 1/2 Umdreh. heraus |
Hochland |
1 3/4 Umdreh. heraus |
Den Motor anwerfen und warmlaufen
lassen. Die Drosselanschlagschrauben ein- oder ausschrauben, bis der Motor gleichmässig
mit etwa 1.100 bis 1.200 U/min läuft. Beide Drosselanschlagschrauben müssen
so eingestellt werden, das beide Zylinder gleichmässig laufen. Also die
beiden Schrauben immer abwechselnd drehen.
Schwimmerkammer-Einstellung
Vergaser ausbauen und umdrehen; die
vier Befestigungsschrauben der Schwimmerkammer herausdrehen und dieselbe abnehmen.
Mit einer Schieblehre ist
der Abstand zwischen metallener Auflagefläche der Schwimmerkammer-Dichtung
bis zur Oberkante der beiden Schwimmer zu messen; falls die Schwimmerkammerdichtung
hier kleben blieb - die Stärke der (gepressten) Dichtung beträgt etwa
1 mm. Hierbei darauf achten, dass der Schwimmer die federbelastete Einlassnadel
nur berührt, nicht aber eindrückt! Ebenfalls ist wichtig, dass die
Schwimmer und der Messingträger nicht verbogen oder verdreht sind, sie
müssen sauber zueinander fluchten! Ansonsten stimmt die Einstellung überhaupt
nicht.
Schwimmerhöhe: 23 ±2,5 mm |
Falls die Schwimmerhöhe berichtigt werden muss, Schwimmereinheit
herausnehmen und die Anschlagfahne um den erforderlichen Betrag biegen. Dabei
beachten, dass beide Schwimmer parallel zueinander stehen müssen!
Schwimmerkammer wieder einbauen und Vergaser wieder montieren.
Sollte trotz korrektem Schwimmerstand
ein Vergaser überlaufen (Symptom: Ein Zylinder "versäuft"
immer und seine Zündkerze ist immer verrusst, während der andere Zylinder
meist noch korrekt funktioniert), ist wahrscheinlich die Einlassnadel oder die
Düse abgenützt und dichtet nicht mehr ab. Gleiches Sympton ist, wenn
der Motor - besonders bei niederen Drehzahlen - unwillig läuft und erst
nach (längeren) hohen Drehzahlen wieder sauber läuft, dass entweder
die Einstellung der Schwimmerhöhe falsch oder eben die Schwimmernadelventile
verschmutzt (defekt) sind. In diesem Fall muss die Düse und die Nadel immer
zusammen ersetzt werden, am besten dann an beiden Vergaser zusammen.
Ein reinigen des Schwimmernadelventils kann meist nur eine vorläufige
Besserung bringen. Im Laufe der Zeit lagern sich Bestandteile des Kraftstoffs
im Ventilsitz ab. Dieser doch hartnäckige Schmutz kann meist nur mechanisch
entfernt werden (Ohropax o.ä.). Da die Teile Düse / Nadel exakt aufeinander
passen müssen, geht dabei die Dichtigkeit meist verloren, ein Auswechseln
gegen neue Teile sind dann doch nötig.
Bedüsung
Im Zusammenspiel der gesamten
Komponenten des Vergasers kann man den Wirkungsbereich des Vergaser bei der
RD in etwa wie folgt beschreiben. Vom Leerlauf bis 1/8 Schieberweg wird durch
die Leerlaufdüse gesteuert, 1/8 bis 1/4 durch den Gasschieber-Ausschnitt,
1/4 bis 3/4 durch die Ventilnadel-Stellung und von 3/4 bis vollständig
geöffneter Gasschieber-Stellung durch die Grösse der Hauptdüse.
Dieses sind nur Näherungswerte, die auf keinen Fall genau abgegrenzt sind.
Bei den einzelnen Stufen besteht ein gewisses Mass von überschneidung.
Bei allen Einstellungen sollte betont werden, das die RD immer mit korrektem
Luftfilter und -anschlüssen gefahren werden sollte. Insbesonders bei der
RD400 bringt ein weglassen oder diese komischen K&N-Filter rein garnix.
Die RD wird nur laut und läuft höchstens unsauber und vor allem zu
mager. Dieses führt dann zum Kolbenfresser und damit zu teuren Reparaturen.
Die einzigste Tuningsmöglichkei bei der RD400 wäre eine Veränderung
der Steuerungszeiten (überstrom-, Einlass- und Auslasskanäle auffräsen)
in Verbindung mit angepassten Vergasern und Ausuffanlage ...
Düsennadel
Die Position und Form der Düsennadel
beeinflußt den Motorlauf im mittleren Lastbereich, also beim kraftvollen
Beschleunigen aus mittleren Drehzahlen. Entstehen hier "Löcher",
dreht also der Motor nicht weich hoch, klingelt es (Beschleunigungsklingeln),
rußt es oder hängt das Kraftrad nicht gut am Gas, so ist eine Veränderung
der Nadelhöhe in Erwägung zu ziehen. Die Düsennadel am Gasschieber
kann in ihrer Höhe am Gasschieber justiert werden. Am obersten Ende der
Düsennadel befinden sich 5 Kerben. Die oberste Stellung ergibt eine magerste
Einstellung, die unterste Stellung die fetteste Einstellung des Kraftstoff-Luft-Gemisch
im Halblastbetrieb des Motors. In der Grundstellung wird die Nadel in die mittlerste
Stellung eingehängt. Zur Beurteilung des korrekten Gemisches dient hierzu
das Bild der Zündkerze. Nach einer Fahrstrecke mit Halbgas den Motor ausmachen
und eine Zündkerze herausdrehen. Die Zündkerze sollte eine mittelbraune
Färbung zeigen. Eine hellere Färbung deutet auf zu mageres Gemisch,
eine dunklere Färbung auf ein zu fettes Gemisch. Hiernach kann man durch
Benutzung der verschiedenen Nadelstellungen und anschliessendem probefahren
und ansehen des Kerzenbildes eine richtige Stellung finden. Also im Zweifelfalle
passt die angebene Einstellung in der Liste "Vergasertypen der RD-Modelle".
Der Typ "5L3-2" beispielsweise besagt, dass die 2.Kerbe von oben her die Grundstellung
ist.
Hauptdüse
Die Hauptdüse sollte anhand der
Liste ausgewählt werden. Hier gilt in Verbindung mit der Nadelnüse
das gleiche Schema; kleinere Düse führt zu mageren und grössere
Düse zu fetterem Betrieb. Im mageren Betrieb agiert die RD giftiger und
im fetteren Betrieb gutmütiger und mehr von unten. Bei mir hat sich bei
der RD400(C/D) eine 120er Hauptdüse gut bewährt.
Zeigt der Motor bei Vollgasfahrt Symptome, die an Kraftstoffmangel erinnern,
klingelt er oder zeigt das Zündkerzengesicht nicht die optimale, leicht
bräunlich/graue Farbe sondern ist hellweiß evtl. sogar mit Schmorstellen
oder Schmelzkügelchen überzogen, so ist das Gemisch zu mager eingestellt.
Ein derartig mageres Gemisch kann beim Motor zu fatalen Schäden führen,
bis hin Kolbenklemmer oder gar zu einem Loch im Kolben. Beim "klingeln"
oder "dieseln" kann die überhitzte Zündkerze oder Kolben
und Zylinderkopf das zündfähige Gemisch schon entzünden, noch
bevor der Zündfunken die kontrollierte Zündung auslösen kann.
Hierbei übt der falsch ausgelöste Verbrennungsdruck Kräfte auf
den aufwärtslaufenden Kolben aus und ruiniert so Kolben, Lager und Pleuel.
Im Extremfall läuft der Motor bei ausschalten der Zündung weiter ("dieseln")
und kann nur mechanisch abgewürgt werden (Gebremst Gang einlegen und Kupplung
kommenlassen).
Verliert der Motor bei Vollgas an Leistung, ruckt oder rußt er anormal
und tendiert beim leichten Schließen des Gasgriffes zum Beschleunigen
und das Zündkerzengesicht zeigt eine rußige, schwarze oder sogar
leicht ölig/feuchte Färbung, so ist das Gemisch zu fett und die Hauptdüse
zu verkleinern. Eine zusätzliche Prüfung des Luftfiltereinsatzes ist
angezeigt, da verstopfte oder verölte Filter ähnliche Auswirkungen
haben können.
Schein aber nicht sein -
120er Hauptdüse ist nicht 120er Hauptdüse
Man kann sich auf die Bezeichnung
auf der Hauptdüse einfach nicht verlassen. Hier ein Beispiel (Mit nietnagelneuen
Düsenstöcken und Düsennadeln): Aus meiner Kruschelkiste ein Pärchen
120er Hauptdüsen eingebaut und Probefahrt. Der Motor dreht unwillig bis
6000 U/min und riegelt ab. Das zweite Pärchen 120er eingebaut und nun?
Der Motor dreht wesentlich rasanter bis 7500 U/min und riegelt dann aber auch
ab. Bei kühleren Aussentemperaturen (morgens) Neigung zu Vergaservereisung
(Gasschieber bleiben hängen). Jetzt die 130er Vergaserdüsen eingebaut.
Motor dreht deutlich höher (bis roter Bereich) und kraftvoller.
Und alle Düsen haben das Zeichen für Original Mikuni (Kleines
Quadrat im Quadrat) und meines Wissens nie "aufgerieben" worden.
Stand 23.12.2004