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Vergaser

 

Reparieren der Vergaser

Grundsätzliches
  
Beim wiederzusammenbauen darf nirgendwo Fett oder öl "zur Schmierung" verwendet werden. Das Fett bindet Staubpartikel an sich und wirkt auf die empfindlichen Vergaserteile, besonders die Gasschieber, wie Schmirgelpapier und zerstören die Oberschicht. Wenn eine gleitende Funktion erreicht werden muss, wie beispielsweise bei den O-Ringen der Standgasschrauben oder Leerlauf-Regulierschrauben, genügt es auch, den O-Ring mit etwas Benzin anzufeuchten.

  Laufen die Gasschieber zu schwergängig, sind sie beschädigt, unrund (eher Vergasergehäuse), oder ein Arretierstift im Vergasergehäuse hat sich herausgeschoben.
 

Gasschieber
  
Damit die Gasschieber sich im Vergaser nicht verdrehen, laufen sie mit einer Nut an einem im Vergasergehäuse eingepressten kleinen Stahlstift. Dieser Stahlstift kann sich im Laufe der Zeit lockern und nach aussen wandern. Der Gasschieber kann sich dann verdrehen und in Halb-Gasstellung oben auf der Gasschieberanschlagschraube hängen bleiben. Der betreffende Zylinder bleibt im "Vollgas", eventuell kritisch! Da gibts nur den beherzten Griff zum "Killschalter" am rechten Lenkerende. Erkennen kann man dann, dass es bei zurückgedrehtem Gasdrehgriff oben am Vergaser den Gaszug ausdrückt.

  Abhilfe: Man kann versuchen, mit einem Hammer und Körner das Gussmaterial rings um den Stahlstift wieder verdichten. Schwierig ist, dass man das Gehäuse innen am Vergaser abstützen muss, weil sonst das Vergasergehäuse unrund wird und die Gasschieber klemmen und hängen bleiben! Die andere Methode, sich neue (oder bessere) Vergasergehäuse zu besorgen. Mann kann sich auch den Gehäusen einer 250er-Ausführung (oder 400er, je nach dem) des gleichen Ausführung zu besorgen. Dann muss man nur die komplette Bedüsung umbauen. Meist scheitert man hierbei an der fest eingepressten Luftdüse, welche gerade bei der RD250 und RD400 unterschiedlich sind.
 

Schwimmernadelventile
  
Im Laufe der Zeit nutzen sich die Schwimmernadelventile ab bzw. verschmutzen. Desgleichen tritt dieses Phänomen als Standschaden auf, wenn das Motorrad viele Jahre herumsteht. Das Ventil schliesst nicht mehr richtig und der betreffende Vergaser (meist aber dann beide zusammen) läuft über. Erkennen kann man das daran, das beim Startversuch der Motor unwillig, meist direkt ohne Kaltstarter, anspringt und meist erst auf einem Zylinder unwillig läuft und erst "freigefahren" werden muss. Erst nach einiger Zeit läuft der Motor wieder "sauber". Ebenso im Leerlauf, besonders bei längerem Aufenthalt an einer Ampel, säuft der Motor wieder ab, nur durch öftere Gasstösse lässt ersich am Leben halten. Die Zündkerze(n) ist meist schwarz / verrust.

  Abhilfe: Beide Schwimmernadelventile komplett erneuern, ein reinigen hat nicht immer Erfolg. Dieses Ventil ist ein Präzisionsteil und geringe Unebenheiten vereiteln ein korrektes arbeiten. Die Ventile sind zwar teuer (per etwa EUR 50,-), aber dann hat man endlich Ruhe. Ventil immer zusammen, Düse und Nadel, erneuern; nur die Nadel oder nur die Düse oder irgendwas aus der Kruschelkiste zusammenklauben funktioniert nicht.
  Ein reinigen des Schwimmernadelventils kann meist nur eine vorläufige Besserung bringen. Im Laufe der Zeit lagern sich Bestandteile des Kraftstoffs im Ventilsitz ab. Dieser doch hartnäckige Schmutz kann meist nur mechanisch entfernt werden (Ohropax o.ä.). Da die Teile Düse / Nadel exakt aufeinander passen müssen, geht dabei die Dichtigkeit meist verloren, ein Auswechseln gegen neue Teile sind dann doch nötig.

 

Düsennadel / Düsenstock
  
Auch die Düsennadel und der direkt damit tangierte Düsenstock (das längere Teil, in die die Nadel hineindringt und von unten die kleine Hauptdüse eingeschraubt wird) unterliegen dem Verschleiss. Weil sich dieser Verschleiss auf längere Zeit und damit schleichend hinzieht, wird er meist selten bemerkt. Der Motor läuft permanent zu fett, verbraucht zuviel und hat verminderte Leistung. Da man einen direkten Verschleiss schlecht messen kann, hilft hier meist nur ein komplettes erneuern. Insbesonders bei Laufleistungen von etwa über 40.000 Km. Das gleiche gilt, aber umgedreht, bei schon erwähnten Standschaden (Motorrad steht mehrere Jahre herum) setzt sich an den Teilen eine Korrosion- bzw. Schmutzschicht ab, die man zwar mit Reinigungsmittel (nicht kratzen oder schaben!!) manchmal entfernen kann, aber meist doch auch zur Erneuerung zwingt. Als Kriterium gilt, ist das Messing des Düsenstocks innen und / oder die Düsennadel mit einer deutlichen Schicht bedeckt oder aber die Nadel deutlich sichtbar abgenutzt (statt der mattstumpfen Eloxal-Beschichtung hell metallisch glänzend), müssen beide Teile zusammen bei beiden Vergasern erneuert werden. Das gleiche gilt, wenn die Düsennadel verbogen ist, die Nadel selbst und auch der Düsenstock ist an dieser Stelle exentrisch abgenutzt.
 

Falsche Bedüsung / falscher Vergasertyp
  
Was auch manchmal vorkommt, insbesonders beim Gebrauchtkauf eines solchen Schätzchen, hatte ein Vorbesitzer die originale Bedüsung geändert oder manipuliert. Es ist auch schon vergekommen, dass die falschen Vergaser (250er-Vergaser an der 400er) montiert hatte. Auf jedem Vergaser ist von Werk ab eine Kennung eingestanzt (seitlich unterm Kaltstarter), die mit der Liste "Vergasertypen der RD-Modelle" verglichen werden muss. Allerdings kann man theoretisch einen 250er-Vergaser auf 400er "umbedüsen", erst ab dem 78er-Modell (2R8/2R9) wird dies schwieriger, weil ausser verschiedenen Düsen und Düsennadel auch noch die Vergaserschieber selbst ausgetauscht werden müssen, die 2R8 hat #20 gegenüber der 2R9 mit weiterhin #25. In der Praxis scheitert ein derartiges Unterfangen aber, da die Luftdüse selbst im Vergasergehäuse fest eingebaut und die öffnung mit einer Kugel fest verschlossen ist (Unterer Rand der Eingangseite des Vergasers). Einen solchen Vergaser mit einer falschen Luftdüse bekommt einfach nicht richtig eingestellt; der Motor läuft unsauber (Selbstversuch!). Davon abgesehen, kann es sowieso nicht schaden, bei einem gerade neu erworbenen Modell die Vergaser zu zerlegen und auf richtige Bedüsung hin zu untersuchen. An jedem wichtigen Teil ist die Kennung eingeprägt oder eingeätzt. Neue Ersatzdüsen/-nadeln bekommt bei
Mikuni-Topham.

  Beispielsweise läuft ein 400er-Motor mit 250er-Vergasern nicht richtig. Untenherum zieht er nicht viel, dann läuft er unruhig und nach oben hin (>4.000 - 5.000 U/min) geht er ab wie eine Rakete; im Schiebebetrieb bei etwa 2.000 - 3.000 U/min  ruckelt er und neigt zum ausgehen. Das deutet auf zu magere Bedüsung hin. Dieses Verhalten kann man natürlich nur im direkten Vergleich richtig feststellen. Wenn man jetzt eine 400er jahrelang oder überhaupt gefahren hat, ist es sehr schlecht zu beurteilen, ob der Motor so richtig zieht. Als grober Anhalt kann man es so definieren, die RD400 lässt sich auf ebener Strasse mit etwa 2.000 bis 2.500 U/min ohne Hektik und langsamen kupplunglassen anfahren. Nach oben hin soll der Motor sauber und ohne Loch mit steter Leistungszunahme hochziehen, ab etwa 5.000 U/min ziehen wie Schwein und gegen Höchstdrehzahl (7500 U/min) zäh werdend abriegeln.
 

Leerlaufgemischregelung
  
Wenig beachtet, und wenn verflucht - die Leerlaufgemischregelung. Wenn die Gasschieber voll geschlossen sind, wird der Motor durch die Leerlaufgemischdüse mit zündfähigem Gemisch versorgt. Anzeichen für gestörte Leerllaufgemisch´versorgung sind unsauberer Leerlauf, ein Zylinder läuft überhaupt nicht und setzt erst bei gasgeben ein. Ein regulieren an den Gasschieberanschlagschrauben bringt nur wenig Erfolg.

  Abhilfe: Die Vergaser komplett demontieren und die Schwimmerkammerdeckel abbauen. Den Luftkanal und die Benzindüse der Leerlaufgemischversorgung mit Druckluft (oder mit einem dünnen (Benzin-) Schlauch mit dem Mund) durchblasen. Die öffnungen jeweils mit dem Finger auf deutlichen Luftzug hin auf Verstopfung prüfen. Eventuell kann man den Vergaser ohne Gummi-Teile über Nacht in Bremsenreiniger einlegen, um alle Ablagerungen oder Verkrustungen zu lösen. Die Leerllaufluftregulierschraube ausbauen. Ist die Schraube vermurkst, muss sie erneuert werden. Ebenso den kleinen O-Ring prüfen auf Risse und Aushärtung. Ein Verschleiss ist sonst hier selten festzustellen. Anschliessend nach Anweisung "Einstellen der Vergaser" einstellen.

 

Stand 10.04.2003

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