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Allerlei Testberichte über die RD400

 

Technik im Detail: RD 400 von 11/1976

Bastelwut

 Als Yamaha 1964 die 250/350-Modelle YDS 3 bzw. YR 3 vorstellte, begann ein beisspielsloser Siegeslauf des Zweizylinder-Zweitaktmotors mit den drei gekreuzten Stimmgabeln als Markenzeichen. Ende 1970 kamen die Nachfolgemodelle YDS 7 und YR 5 mit horizontal geteiltem Motorgehäuse, diese Modelle waren nach dem totalen Baukastenprinzip aufgebaut. Die im wesentlichen baugleichen RD 250/350-Modelle kamen dann 1973 auf den Markt, die Nachfolge der RD 350 trat heuer im Frühjahr die RD 400 an. Sie ist in ihrem Grundaufbau den YDS 7 / YR 5-Modellen gleich geblieben, hat allerdings gegenüber der unverändert weiter produzierten RD 250 einen um 6 mm längeren Hub (RD 250: 54 mm bei 54 mm Bohrung; RD 400: 62 mm bei 64 mm Bohrung).

 Die nun folgende Bildgeschichte über die Innereien des Motors und sein technisches Know-how soll in bescheidenem Rahmen auch eine Art Bastelanleitung sein.

 An Werkzeug werden benötigt: Gabel- bzw. Ringschlüssel (oder besser ein kompletter Stecknusskasten) der gängigen Grössen und etwas Spezialwerkzeug, das im Text zu den Bildern erklärt wird. Ferner ist ein Schlagschrauber und dann zum Zusammenbau ein Drehmomentschlüssel vonnöten, beides kann zur Not auch von einem guten Freund geliehen werden. Eine Messuhr und eine Fühllehre für den Unterbrecherkontaktabstand sollte jeder ausgefuchste Zweitaktfahrer in seinem Werkzeugkasten haben, wer es nicht hat, lässt's schenken: Bald ist Weihnachten. EIne Spitzzange, diverse Schraubenzieher, einen Satz Schlüssel für Innensechskant-Schraubenköpfe und nicht aushärtendes Dichtmittel müssten sich in jeder Bastelecke finden.

 Bevor der Motor ausgebaut bzw. die Motorhaltebolzen gelöst werden (immer links herum), wird das Getriebeöl abgelassen. Aber nicht den Bolzen an der Motorunterseite mit dem grossen Sechskant herausdrehen, das ist nähmlich die Fixierung der Schaltwalze, sondern den Gabelschlüssel mit SW 17 an den Schraubenkopf ansetzen! Die Mischkammerdeckel der Vergaser werden geöffnet und die Gasschieber irgendwo schlaggeschützt an das Motorrad gehängt, ohne die Züge auszuhängen. Ferner wird zwecks besserer Zugänglichkeit der Kraftstofftank abgebaut. Bei steinalten Maschinen ist dringend zu empfehlen, einige Tage vor Montagebeginn alle zu lösende Schrauben und Muttern mit einem Rostlöser einzunebeln, um fressende Gewinde und damit Hammer und Meisel zu vermeiden. Übrigens: Das dreisprachige YAMAHA-Werkstatthandbuch ist über den normalen Ersatzteilweg bei jedem Händler zu erstehen. Und noch ein sehr gutes Buch zum perfekten "Do it yourself" mit vielen praktischen, sehr gut erklärten Tips ist seit geraumer Zeit auf dem Markt. Es nennt sich schlicht und einfach "Reparaturanleitung" Nr. 502, gilt für alle Zweitakt-Yamaha-Modelle mit horizontal geteiltem Motorgehäuse und ist erhältlich bei Motorbuch Verlag, Postfach 1370, D 7000 Stuttgart 1. (*)

Der ausgebaute Motor wird gereinigt. Sauberen Platz vorbereiten und mit nicht fusselnden Lappen arbeiten! Schalthebel, Kickstarter und den linken Seitendeckel mit Kupplungszug bei eingebauten Motor abnehmen. Über Kreuz werden die Kopfschrauben (Rohrmuttern) gelöst, beim Zusammenbau mit 2,0 - 2,5 mkg langsam steigend anziehen.

Im Bild links der Vorauslass, der für sanften Motorlauf mitverandwortlich sein soll. Kann mit einem Bohrer Ø 4mm bei Bedarf gereinigt werden. Die Kopfdichtungen wurden für die neuesten Modelle wegen der schlechten Kraftstoffqualität 1,0 mm dick (alt 0,5 mm). Beim Ausbau Sichtprüfung auf Durchblas-Stellen und markieren für richtige Einbaulage.

Mit einer Spitzzange die Kolbenbolzen-Sicherungsringe entfernen und mit passenden Dorn Kolbenbolzen heraus drücken. Geht er stramm, mit leichten Hammerschlägen nach helfen. Kolben dabei mit der Hand gegen halten! Nadellager auf blau angelaufene Nadelenden untersuchen. Rechts ein RD 400-Kolben neben einen Kolben der YZ 380 A (80 Ø mm).

Links der Membran-Einsatz. Nicht an den festen Anschlagplatten herum biegen, um den Membranzungen für eine "Leistungssteigerung" mehr Öffnung zu ermöglichen: Nutzlos. Wenn nach ca. 40 000 Km Leistungsabfall, können neue Membraneinsätze fällig sein. Rechts: Die Lichtmaschine bzw. die Statorwicklung sind komplett ab zunehmen.

Die ca. 400 Watt leistende Lichtmaschine komplett. Lebenszeit der Kohlenbürsten beträgt ca. 60 000 Km. Rechts die Unterbrecheranlage; das linke Kontaktpaar gehört zum linken Zylinder, das rechte zum rechten. Max. Kontaktabstand 0,35 - 0,4 mm; Vorzündung RD 400: 2,3 mm (RD 250/350: 2,0 mm). Mit Prüflampe und Messuhr einstellen oder mit Stroboskop.

Links Abzieher für Rotor ist Spezialwerkzeug, Gabelblech zum Halten des Pleuel kann selbst gemacht werden. Halbrundkeil für Rotorfixierung nicht verlieren! Rechts´: Anhalter für Ritzel ist auch Spezialwerkzeug, kann eingespart werden, wenn die Ritzelmutter bei eingebautem Motor und aufgelegter Kette gelöst wird. Kupplungsstange herausnehmen.

Kupplungsschrauben nacheinander lösen, Federn haraus nehmen, Kupplungsdruckplatte abnehmen, beim Wiedereinbau Pfeilmarkierung beachten! Druckpilz und Kugel nicht verlieren! Beim Zusammenbau Kupplungsschrauben nacheinander gleichmässig anziehen, Endanzugsdrehmoment 1,0 mkg. Seit Ende 1975 sind die Stahllamellen unwuchtig ...

... und in sechs verschiedenen Stellungen eingebaut. Sie zentrieren sich selbst, was die mechanischen Motorgeräusche reduziert. Gummiringe zwischen den Scheinem dienen ebenfalls der Geräuschminderung, können bei nicht exakt trennender Kupplung heraus genommen werden. Kupplungskern-Anhaltewerkzeug beim lösen der Zentralmutter ist nötig!

Kurbelwelle mit Gabelwerkzeug blockieren, kleines Primärzahnrad sitzt nicht auf Konus, sondern auf zylindrischem Kurbelzapfen; Fixierung mittels Passfeder (Bessere Haltemethode: Primärräder mit Weichholzkeil oder Zahnrad blockieren). Anzugsdrehmoment 7,0 mkg. Rechts: Wellenscheibe unter dem Kickstarterzwischenrad verhindert das anlaufen am Lager bzw. Gehäuse.

Zur Gehäusetrennung muss der zur Lagerunterstützung gedachte Lagerhalter entfernt werden (nicht aber das Formblech zur gezielten Ölführung für das Lager der Vorgelegewelle). Das Kunststoffzahnrad dient dem Drehzahlmesserantrieb und kann auf der Welle bleiben. Unten sind der Schaltmechanismus und die Schaltwalze mit den Schaltklinken zu sehen.

Links: Motorunterseite mit den M 8-SW 13-Muttern, die nach der Numerierung von oben herunter gelöst werden - Anzugsreihenfolge umgekehrt. Anzugsdrehmoment 2,0 mkg. Auf der Motoroberseite sind M 6-Schrauben mit SW 10; ebenfalls durchnumeriert. Drehmoment 1,0 mkg. Rechts die obere Gehäusehälfte mit Kurbelwelle und Getriebe ...

... Schaltgabeln und Schaltwalze verbleiben im unteren Gehäuse. Rechts: Die Fixiernoppen an den äusseren Lagerringen müssen an der Abschrägung der Planfläche an der Trennstelle anliegen. Getrieberäder einschliesslich Schaltgabeln nur im Notfall demontieren, Montage erfolgt nach Ersatzteilkatalog. Alle Wellendichtringe, Gehäusedichtungen erneuern.

 

* Bemerkung: Über den Bücheli-Verlag bin ich ganz anderer Meinung. Die oben genannte Anleitung ist meines Erachtens zum ernsthaften schrauben nicht geeignet. Und ich besitze _alle_ Reparaturanleitungen der luftgekühlten RD-Modelle (YDS7/YR5, RD250DX, RD400) und ich habe im Prinzip all diese Modelle nacheinander gehabt. Erst eine Zusammenfassung all dieser Bände und dann anschliessende Sortierung nach Model, Baujahr und Ausführung würde vieleicht etwas sinnvolles daraus werden lassen. Ein Anfänger, der womöglich nur einen dieser Bände und ein bestimmtes Mopped hat, kann damit nicht wirklich etwas anfangen; abgesehen von den beliebig eingestreuten Bilder mit schlechter Qualität. Ebenso sind die dort angegebenen Werte manchmal fragwürdig. Da wird in einem Band die verschiedenen Baujahre wild gemischt. Siehe auch hier auf meiner Seite unter Reparaturanleitungen.

 

Stand 26.09.2002

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