Zündung / Lichtmaschine

Kontaktzündung mit elektronischer Piranha-Zündung aufrüsten und einstellen

Warum eine Kontaktzündung mit elektronischer Piranha-Zündung aufrüsten

  So eine Kontaktzündung, so simpel sie ist, hat auch seine Tücken. Eben noch liebevoll und mühsam sauber eingstellt, nach ein, zwei Wochen stimmt sie nicht mehr. Wieviele Kolben und Zylinder einer RD gehen schon auf Kosten einer falsch eingestellten Zündung! Wenn noch nicht einmal Fachwerkstätten dazu in der Lage sind (oder auch wollen - wehr hat schon dazu Zeit?) - ich ich kann davon ein Lied singen! Eine RD 250 mit CDI-Zündung habe ich auch schon besessen. Zuerst war das Thema "Zündung dauernd einstellen" erledigt, allerdings das Mopped-fahren später auch, ein heimtückischer Fehler, defekte Ladespule, hatte sich eingeschlichen, in Verbindung mit einem Kurzschluss im "Kurzschlussdraht". Ich hatte die Schnauze voll von CDI-Zündung. Eine neue Lichtmaschinenspule kostet so 1000 Märker. Ich riss den Motor mitsamt dieser bescheuerten CDI-Zündung heraus und setzte einen guten, alten Kontakt-Zündung-Motor ein, den ich noch im Keller hatte. Alerdings musste ich den Kabelbaum am Mopped tiefergehend umbauen, inklusive Licht- und Killschalter. Also auch irgendwie keine Lösung.

  Als ich später meine jetzige RD 400 kaufte, hatte sie wieder von Hause aus Kontaktzündung. Jetzt sollte ich wieder Unterbrecherkontakte einstellen. Also biss ich in den sauren Apfel und rüstete sie mit einer nachträglichen Elektronikzündung aus. Prinzip einer solchen "Piranha"-Zündung ist, sie ersetzt nur die leidigen Unterbrecherkontakte und kann im Defektfall problemlos wieder stillgelegt werden. Die Unterbrecherkontakte werden ersetzt durch so eine Art Gabellichtschranke, bestehend aus Fototransistor und Leuchtdiode, unter der Sitzbank befindet sich jetzt eine Blackbox mit den Leistungstransistoren, die die verbliebenen Zündspulen ansteuern. Der Einbau gestaltete sich relativ problemlos, nur die Blackbox unter der Sitzbank sieht irgendwie provisorisch aus, naja. Die Einstellung wie gewohnt mit Zündzeitpunktuhr und Multimeter erledigt und passt. Der Motor springt spätestens nach dem zweiten Kick an (Verblüffe ich jedesmal den Herrn beim TüV - kennt der das irgendwie anders?) und der Motor läuft einwandfrei. Ich habe diese "Piranha"-Zündung nun seit etwa 10 Jahren im Betrieb und noch keine Probleme damit gehabt. Sicherheitshalber hin und wieder mal mit einem Q-Tip und etwas Alkohol die Optiken der Lichtschranken reinigen und die noch immer korrekte Einstellung der Zündung überprüft, das wars.

  Mittlerweise ist die "Piranha"-Zündung hier in Deutschland nicht mehr erhältlich, in England unter dem Namen "Newtronic" aber weiterhin zu bekommen. Sie kostet dort allerdings mittlerweise £84.30, zuzüglich kommen dann noch Porto und Pack dazu. Aber ich kann nur sagen, es lohnt sich. Wenn man bedenkt, dass Unterbrecherkontakte hier mittlerweise für EUR 50,- zu bezahlen sind. Da kann sich jeder ausrechnen, wann sich die "Piranha"-Zündung amortisiert hat.

Ersetzen der Unterbrecher-Kontakte durch elektronische Piranha-Zündung

  Zuerst den Kraftstofftank abnehmen, dass man an die Zündspulen kommt. Den linken Deckel über der Lichtmaschine und den grossen über der Antriebskette abnehmen. Nun wird von der Lichtmaschinenoberseite alles bis auf die Lima-Kohlen abmontiert, also die beiden Unterbrecherkontakte und das Kondensatorpärchen. Die beiden Drähte der U-Kontakte werden nicht mehr benötigt und sauber zur Seite gebunden, nicht abschneiden, man weiss ja nie!

  Dann schraubt man die zentrale Schraube des Unterbrechernockens heraus, entfernt den Unterbrechernocken, setzt den mitgelieferten Ersatznocken ein und legt die mitgelieferte Unterbrecherplatte unter, lässt sie in das Loch des Ersatznockens einrasten und schraubt sie fest. Jetzt muss man die beiden Lichtschranken mit den beigefügten Unterlegblättchen (Spacer) in passender Höhe vermittelt zur Unterbrecherscheibe in die Position der ehemaligen U-Kontakte festgeschraubt. Festschrauben mit Gefühl, die Unterlegplättchen wie die Gabellichtschranken sind nur aus Plastik und können sonst ausbrechen.
  

Das schrillrote Kabel von den Lichtschranken zur Blackbox besteht aus einem Stück. Ich habe dieses Kabel später in Höhe der anderen Motorkabelstecker abgeschnitten und einen runden, vierpoligen Stecker aus dem KFZ-Bedarf eingesetzt, Isoliert zusätzlich mit einem Schrumpfschlauch. So habe ich das Kabel zusammen mit den anderen Motorkabeln durch das Motorgehäuse durchgefädelt und kann dort ausstecken, sollte ich einmal den Motor aus dem Rahmen nehmen müssen.

  Unter der Sitzbank wird die Blackbox auf das Schutzblech geklebt (das provisorisch aussieht, naja), das Massekabel wird direkt an der Batterie anschlossen. Nun noch die Verbindungskabel zu den Zündspulen legen und dort anschliessen, die ehemaligen Drähte zu den Unterbrecherkontakten mit Schrumpfschlauch isolieren und wegbinden. Anschliessend noch einmal die gesamte Verkabelung überprüfen.

  Jetzt die Zündzeitpunktuhr in die Zündkerzenlöcher einsetzen und nacheinander beide Lichtschranken sauber auf 2,3 ± 0,15 mm vor O.T. (RD250 2,0 mm) eingestellt, siehe auch weiter unten. Hiernach Treibstofftank aufgesetzt und alle Motordeckel wieder aufgesetzt. Die Aktion ist abgeschlossen! Und die Unterbrecherkontakte mit Kondensatorpärchen haben ausgedient und kommen in die unterste Schublade und werden hoffentlich nie mehr benötigt.

Einstellen der elektronischen Piranha-Zündung

  Die Einstellung der Piranha-Zündung gestaltet sich relativ simpel. Nach einer sorgfältigen Einstellung braucht diese nur noch einmal im Jahr kontrolliert werden. Dabei ist es von Vorteil, die Linsen der beiden Gabellichtschranken von eventuellen Staub oder sonstigen Verunreinigungen mit einem Wattestäbchen und einem mildem Reiniger (Spüli) sauber zu wischen.

  Zum Einstellen benötigt man eine Zündzeitpunktuhr, einen 12er Steckschlüssel, Schraubenzieher und etwas Zeit. Beide Zündkerzen aus den Zylinderköpfen herausschrauben, wieder in die Zündkerzenstecker einsetzen und die beiden Stecker im Sichtbereich (siehe Bild) am Zylinder einklemmen. Im linken Zylinderkopf jetzt die Zündzeitpunktuhr einschrauben. Sofern nicht bereits geschehen, den Motordeckel der Lichtmaschine abnehmen.

  Auf die zentrale Schraube auf dem Kurbelwellenstumpf den 12er Steckschlüssel aufstecken und die Kurbelwelle langsam gegen den Uhrzeigersinn (Motordrehrichtung!) drehen. Die Zündzeitpunktuhr beobachten und bei maximalen STand (O.T. des Kolbens) auf Null stellen. Die Zündung einschalten; eventuell bei einer schwachen Lichtmaschine an der Batterie zusätzlich ein Ladegerät anschliessen. Langsam weiterdrehen, bis Zündzeitpunkt erreicht wird (RD250 = 2,0 mm vor O.T., RD400 = 2,3 mm vor O.T.), jetzt sollte an der betreffenden Zündkerze ein Funken überspringen, dieses sieht man nicht nur, sondern hört es auch (knacken). Gegebenenfalls die betreffende Lichtschranke losschrauben und verdrehen: Nach rechts bei zu spätem, nach links bei zu frühem Funkenschlag.

  Bemerkung:  Der Zündzeitpunkt ist laut YAMAHA bei der RD250 auf 2,0 mm und bei der RD400 auf 2,3 mm vor O.T. einzustellen. Ein Mitleser meinte, mit Erfahrung bei elektronischen Nachrüst-Zündanlagen, die Zündung könnte man bei der RD400 ruhig auf 2 mm vor O.T. einstellen. Begründet wäre dies mit nun exakterem Zünden der E-Zündung; die konventionelle Kontakt-Zündung ist hierzu gesehen eher ein "Zufallsgenerator". Bei den RD-Modellen mit CDI-Zündung wird der Zündzeitpunkt der RD250 mit 1,6 mm und der RD400 mit 2,0 mm vor O.T. angegeben. Ich selbst habe jetzt meine RD400 mit Piranha-Zündung auf besagte 2,0 mm eingestellt und meine einen besseren Drehzahlverlauf zu haben. Aber dieses geschieht bitte auf eigene Verantwortung, ein ausgiebiges Kontrollieren des Zündkerzenbilds ist anzuraten - bei Frühzündung kann der Motor zu stark erhitzen und festgehen!

  Beim Einjustieren ruhig Zeit lassen, eine genaue Einstellung ist für den Motor wichtig und muss in Zukunft wohl selten erfolgen. Ist der linke Zylinder richtig eingestellt, nimmt man die ganze Prozedur auch für den rechten Zylinder vor. Abschliessend alle Schrauben auf einwandfreien Halt prüfen und Lichtmaschinendeckel aufsetzen und verschrauben. Zündkerzen einschrauben und Zündkerzenstecker aufsetzen. Volá!
   

Stand 28.07.2004